Der Reisebusunfall im Sommer 2011 auf der A93 bei Schwarzenfeld (Oberpfalz) forderte einen Toten und 22 Verletzte, davon drei schwer. Als Ursache vermutet die Polizei ein Abkommen von der Fahrbahn. Anschließend überschlug sich der Bus. Obwohl die Bilder spektakulär waren, gehören mehr als 76.000 Omnibusse als Reise-, Linien- oder Schulbus zu den sichersten Verkehrsmitteln auf deutschen Straßen.
Unbefriedigend ist allerdings, dass sich Pkw-Unfälle mit getöteten und verletzten Insassen in den letzten 15 Jahren etwa halbiert haben, während die Zahl der Busunfälle mit jährlich mehr als 5.000 leicht angestiegen ist. In 41 Prozent der Fälle war der Busfahrer Unfallverursacher. In obigem Unfall hätte möglicherweise ein Spurverlassenswarner rechtzeitig Alarm ausgelöst und der Fahrer den Bus wieder auf die rechte Spur gebracht. Experten sind sich einig, gelänge es alle Busse mit Fahrerassistenzsystemen (FAS) ausrüsten, ließen sich in kritischen Situationen Unfälle vermeiden oder zumindest mildern. Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) – Teil des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – hat dazu in einer neuen Unfalldatenbank mit 213 Busunfällen aus den Jahren 2005 bis 2007 eine Auswertung durchgeführt. Unfälle mit Sachschäden oder Verletzten und mehr als jeweils 15.000 Euro Schadensumme.
Welches Sicherheitspotenzial sich von FAS ableiten lässt, wenn die komplette Fahrzeugflotte damit ausgerüstet wäre, zeigen komplexe versicherungsmathematische Berechnungen. Sie berücksichtigen zum Beispiel die Gesichtspunkte „vermeidbar“ oder „positiv beeinflussbar“, die Unfallart und den Unfalltyp.
Fahrerassistenzsysteme gehören in Pkw oft schon zur Serienausstattung, in Omnibussen sind sie noch nicht verfügbar oder noch sehr teuer. Kurz gedacht, denn langfristig kostet nach Versicherungsberechnungen jeder Unfall durchschnittlich 66.000 Euro. Bastian Roet, Referent beim Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) erklärt: „Wegen der hohen Investitionen werden Busse wesentlich länger genutzt als andere Nutzfahrzeuge, deshalb dauert die Durchdringung mit solchen Assistenzsystemen auch länger.“
Die häufigste Unfallart macht mit etwa einem Viertel der Auffahrunfall aus. Intelligente Notbremssysteme könnten in solchen Situationen frühzeitig eingreifen. Denn Notbremsassistenten erkennen vorausfahrende oder stehende Fahrzeuge rechtzeitig und können die Aufprallschwere mindern oder gar den Crash vermeiden. Demnach wäre mit einem einfachen Bremssystem zur Abstandswarnung jeder neunte Auffahrunfall eines Linienbusses vermeidbar, mit einer aufwendigen Erkennung stehender Fahrzeuge und einem sogenannten Vollbremseingriff gar jeder sechste Linien- oder Reisebusunfall. Ein Potenzial, das auch die Verkehrsexperten der EU erkannt haben: Ab dem Jahre 2015 müssen alle neue zugelassenen Busse Notbremssysteme und Spurverlassenswarner haben.
In Bussen von Mercedes Benz, Evobus, MAN sind schon Spurverlassenswarner installiert, die nach Ansicht der Experten ein Unfallvermeidungspotenzial von etwa fünf Prozent haben. Noch nicht verfügbar ist der Abbiegeassistent (Sensoren überwachen beim Rechtsabbiegen den Verkehrsraum), obwohl sich 15 Prozent aller Busunfälle beim Abbiegen ereignen, oftmals sind Radfahrer und Fußgänger verwickelt. Mit serienmäßigen Abbiegeassistenten ließe sich fast jeder fünfte Unfall dieser Art vermeiden.
Relativ selten sind Schleuderunfälle als Folge von Ausweichmanövern in Kurven oder bei überhöhter Geschwindigkeit. Hier wäre ein Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) vonnöten. Bastian Roet vom BDO: „Bei den deutschen Herstellern ist ESP schon in alle Reisebusse eingeflossen, aber nur in wenige Linienbusse.“ Auch hier greift die EU ein und schreibt ESP bei Reisebussen ab 2014 und bei Linienbussen ab 2015 vor. Und zusätzlich gewähren Versicherer Busunternehmen Beitragsrabatte abhängig von den Fahrerassistenzsystemen an Bord.
Neben diesen technischen Maßnahmen zur Unfallvermeidung haben sich die Forscher auch mit den Personenunfällen beschäftigt, wenn beispielsweise Fahrgäste beim Anfahren, Bremsen oder Ein- oder Aussteigen stürzen. Gerade ältere sind davon betroffen: Sie erheben sich frühzeitig von ihren Plätzen, um rechtzeitig aussteigen zu können. In Linienbussen passieren fast drei Viertel solcher Unfälle. Dort und in Reisebussen verunglücken viele beim Ein- und Aussteigen: Allein 60 Prozent werden von schließenden Türen verletzt – meist selbstverschuldet und erstaunlicherweise beim Aussteigen aus Niederflurlinienbussen. Und meist Unfälle mit Verletzten, sehr selten mit tödlichem Ausgang. „Denn das Risiko im Auto tödlich zu verunglücken, ist um mehr als das 200fache höher als bei Busreisen“, weiß Bastian Roet aus Berechnungen des BDO.
Assistenzsysteme machen Busse sicher
Kommentare
Eine Antwort zu „Assistenzsysteme machen Busse sicher“
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